Wie heißt das Zauberwort?

Hallo du,

heute ist wieder Montag und Zeit für meine Gedanken…
Wir alle möchten (und haben die Hoffnung), dass unsere Kinder zu mündigen, selbstbewussten, emphatischen, sozialen, kritischen, dankbaren, wertschätzenden, wissbegierigen und resilienten Menschen heranwachsen und als Erwachsene all diese und weitere Fertigkeiten und Fähigkeiten besitzen.
Habe ich in dieser Aufzählung etwas vergessen? 
Einige würden nun aufschreien und mit Inbrunst betonen, dass ich die Eigenschaft „gut erzogen“ nicht in meiner Liste aufgenommen habe…

Was bedeutet denn „gut erzogen“ eigentlich?

Neulich war ich mit meinen Kindern auf einem Spielplatz und dort beobachtete ich zwei Kleinkinder, die sich um eine Schippe (berlinerisch für kleine Schaufel ;  )) stritten. Der Kleinere wollte unbedingt dieselbe Schippe haben, die seine große Schwerster in den Händen hielt.
Sie hielt sie hoch in die Luft, als die Eltern kamen.
Das Mädchen schilderte kurz die Situation, worauf hin der Vater entgegnete, „Warum gibst du ihm nicht die Schippe, wenn du doch gerade eh nicht damit spielst?“ An sich eine berechtigte Frage… Das Mädchen sagte dann „Weil er nicht das Zauberwort benutzt hat!!“ Der Vater erinnerte nun den kleinen, ca. 4- jährigen Jungen daran, das Zauberwort zu nennen, andernfalls bekäme er die Schippe nicht..Er allerdings war so traurig und sauer, dass ihm dieses Zauberwort nicht sofort einfiel…
Dieses Erlebnis empfand ich als sehr traurig, denn anstatt den kleinen Jungen zu unterstützen, ihn in seinem kindlichen Lernen zu begleiten, ihm zu zeigen/vorzumachen, wie und was  er es hätte sagen können, wurde er in seiner kindlichen Unwissenheit (evtl. hat er diese Frage noch nicht oft gehört) und seiner Trauer emotional allein gelassen.

Mein 5- jähriger Sohn fragte mich dann, welchen Zauberspruch er denn sagen müsse und dass er auch gern zaubern können möchte.
Sind meine Kinder nun unerzogen, weil ich sie nicht darauf trainiert habe, ein Ratequiz mit mir zu spielen?
Wieso müssen Kinder das überhaupt???
Selbstverständlich möchte ich, und darauf lege ich großen Wert, dass meine Kinder höflich und respektvoll miteinander sprechen und dazu gehört selbstverständlich auch das Bitten, das Sich bedanken und das Sich entschuldigen. (Auf das Entschuldigen gehe ich nochmal in einem anderen Montagsgedanken genauer ein). Aber dafür benutze ich keine Zaubersprüche. 
Oft erlebe ich Eltern, die dies zwar von ihren Kindern einfordern, selbst aber kaum bis gar nicht „bitte“ und „danke“ sagen, manche von ihnen sagten sogar, dass sie als Eltern ihre Kinder um nichts bitten müssten, denn sie seien ja schließlich die Erwachsenen.
Kinder lernen über Nachahmung (und Wiederholung), das heißt, vieles von dem, was sie lernen, sehen, hören und erleben, erfahren sie meist tagtäglich.
Wenn wir nun, absichtlich oder unabsichtlich, nicht oder wenig darauf achten, wie wir miteinander sprechen, ist es nur nachvollziehbar, dass ein Kind so spricht wie es es von zuhause lernt. Ich kann dann, hier und da, auf diese Zauberwörter verweisen, so wird es sich nicht einprägen und von unserem Kind nur bedingt angewendet werden.  Mein Kind dafür dann anzumeckern, es zu erpressen (wenn..dann..) oder auch mit sich allein zu lassen, ist nicht nur ungerecht, sondern in keinem Fall eine bindungsorientierte, liebevolle, respektvolle Erziehung, in der ich meinem Kind als Vorbild dienen kann.
Besser ist es doch, diese höflichen und respektvollen Worte selbst permanent zu benutzen, selbst, wenn ich mein Kind führen möchte. „Bitte räume auf“, „bitte setze dich richtig hin“, „Hör bitte auf damit“, klingt doch viel freundlicher und höflicher und zeigt trotzdem deutlich, was ich möchte.
Ich muss nicht auf höfliche Umgangsformen verzichten, meine Stimme erheben, oder im Militärton sprechen, nur weil ich möchte, dass mein Kind sich hinsetzt, die Jacke anzieht, aufräumt.
Ach das funktioniert mit bitte und danke am besten. Unsere Kinder haben diesen Respekt genauso verdient wie wir Erwachsenen! Und das Wunderbare ist, sie lernen es gleich automatisch, weil sie es tagtäglich von uns als ihre Vorbilder hören. Wenn sie es doch vergessen, dürfen wir wir sie liebevoll daran erinnern.

Denn..wie es in den Wald hineinruft, so schallt es heraus… oder????
Ich freue mich schon sehr darauf!
Deine Laura

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